Librela®: Revolutionäre Hilfe oder bedenkliche Gefahr?
Librela® Revolutionäre Hilfe oder bedenkliche Gefahr? – Ein tiefgehender Blick auf die Risiken und Chancen
THP Nicole Hempel
11/4/20246 min read


Librela® Chancen und Risiken einer modernen Schmerztherapie für Hunde
Aus aktuellem Anlass einer Patientenhündin - die ohne eine Diagnosestellung der behandelnden Tierärztin eine Spritze mit Librela bekam und noch heute, ca. 4 Wochen später unter enormen Nebenwirkungen leidet.
Mit der Einführung der monoklonalen Antikörper Librela® und Solensia® im Jahr 2021 hat die Tiermedizin eine neue Möglichkeit erhalten, chronische Arthroseschmerzen bei Haustieren zu behandeln. Viele Tierhalter setzen große Hoffnungen in diese innovative Therapie, um ihren Vierbeinern eine spürbare Linderung zu verschaffen. Doch wo es Hoffnung gibt, bestehen oft auch Fragen – und bei Librela® sind diese Fragen mit ernsthaften Bedenken und Unsicherheiten behaftet.
Dieser Artikel bietet Ihnen umfassende Informationen, um eine fundierte Entscheidung zu treffen. Wir betrachten die Wirkungsweise, Risiken, Nebenwirkungen und Alternativen zu Librela® und Solensia® – und helfen Ihnen dabei, abzuwägen, ob diese Behandlung für Ihr Tier wirklich der beste Weg ist.
Wirkungsweise: Was macht Librela® so besonders?
Librela® gehört zur Gruppe der sogenannten Biologika, also biotechnologisch hergestellter Medikamente. Es handelt sich dabei um monoklonale Antikörper, die gezielt gegen bestimmte Moleküle im Körper wirken – in diesem Fall gegen den Nervenwachstumsfaktor (NGF). Anders als bei natürlichen Heilmitteln handelt es sich bei Librela® um eine hochmoderne Form der Schmerztherapie, die seit Jahren in der Humanmedizin zum Einsatz kommt, etwa zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen oder in der Krebstherapie.
Der Nervenwachstumsfaktor NGF spielt eine zentrale Rolle bei der Schmerzübertragung. Er bindet an Schmerzrezeptoren und verstärkt die Weiterleitung von Schmerzsignalen ins Gehirn. Librela® blockiert diese Bindung, sodass die Schmerzübertragung unterdrückt wird – das Gehirn nimmt den Schmerz weniger stark oder gar nicht mehr wahr. Damit lässt sich die Lebensqualität von Hunden mit Arthrose erheblich verbessern.
Doch hier ist Vorsicht geboten: Librela® bekämpft lediglich das Schmerzsymptom – die eigentliche Arthrose, also die Gelenkdegeneration, bleibt bestehen und schreitet fort. Das bedeutet, dass die Ursache des Schmerzes unbehandelt bleibt, auch wenn die Schmerzempfindung verschwindet. Das sollte jedem bewusst sein, bevor er diese Therapie in Erwägung zieht.
Anwendung und Verbleib im Körper – Was passiert nach der Injektion?
Librela® wird einmal monatlich als Injektion verabreicht. Die Wirkung setzt nach wenigen Tagen ein und erreicht nach etwa neun Tagen ihren Höhepunkt, bevor sie im Verlauf des Monats allmählich abnimmt. Was viele nicht wissen: Das Medikament wird nicht sofort abgebaut, sondern bleibt länger im Körper, als die Wirkung anhält.
Das bedeutet, dass bei jeder weiteren Injektion eine gewisse Menge an Wirkstoff im Körper verbleibt, die sich mit der Zeit anreichern kann. Diese Akkumulation von Librela® im Körper ist ein potenzielles Risiko, da die langfristigen Auswirkungen einer solchen Anreicherung noch nicht ausreichend erforscht sind. Wie könnte der Körper reagieren, wenn immer mehr Wirkstoff vorhanden ist? Niemand kann dies derzeit mit Sicherheit sagen. Auch gibt es kein Gegenmittel, um Librela® im Falle einer Nebenwirkung rasch aus dem Körper zu entfernen.
Welche Risiken und Nebenwirkungen sind bekannt?
Wie bei jedem Medikament gibt es auch bei Librela® Nebenwirkungen. Während viele Hunde eine erhöhte Lebensqualität erfahren, gibt es auch zahlreiche Berichte über teils schwere Nebenwirkungen. Diese reichen von lokalen Reaktionen bis hin zu systemischen Problemen.
Laut der kanadischen Packungsbeilage vom Juli 2024 listet der Hersteller Zoetis die folgenden Nebenwirkungen auf:
Lokale Reaktionen: Schwellung an der Injektionsstelle
Allgemeine Symptome: Appetitlosigkeit, Lethargie, mangelnde Wirksamkeit, im schlimmsten Fall sogar Todesfälle
Erkrankungen der Nieren und Harnwege: Vermehrtes Trinken (Polydipsie), Harninkontinenz, erhöhte Urinausscheidung (Polyurie)
Gastrointestinale Probleme: Erbrechen, Durchfall
Neurologische Störungen: Ataxie (Störungen der Bewegungskoordination), Zittern, Krampfanfälle
Doch das sind nicht die einzigen Risiken. NGF spielt eine wichtige Rolle im gesamten Körper – nicht nur bei der Schmerzübertragung, sondern auch bei der Zellregeneration, der Wundheilung und der Immunantwort. Wird NGF blockiert, hat dies potenziell weitreichende Konsequenzen. Einige Tierhalter berichten über Verhaltensänderungen ihrer Tiere, wie Ängstlichkeit oder Rastlosigkeit. Wissenschaftler untersuchen derzeit auch, ob die langfristige Hemmung von NGF die Entstehung von Demenz bei Hunden begünstigen könnte, ähnlich wie dies beim Menschen im Zusammenhang mit Alzheimer diskutiert wird.
Ein weiterer kritischer Punkt sind mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Librela® wird oft an ältere Hunde verabreicht, die gleichzeitig andere Medikamente einnehmen. Wie diese Medikamente miteinander interagieren, ist bislang kaum erforscht. Das bedeutet, dass unerwartete Wechselwirkungen auftreten könnten, die das Risiko für schwerwiegende Nebenwirkungen erhöhen.
Weitere Erfahrungsberichte und Herstellerreaktionen
Immer wieder berichten Tierhalter von schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen ihrer Tiere nach der Verabreichung von Librela®. Einige dieser Fälle blieben sogar ohne offiziellen Zusammenhang dokumentiert, was die Dunkelziffer möglicher Nebenwirkungen erhöhen könnte. Laut aktuellen Erfahrungsberichten kam es zu Symptomen wie vermehrtem Hecheln, übermäßigem Durst und Wasserlassen, Schwäche der Hinterbeine bis hin zur Unfähigkeit, aufzustehen. In einigen Fällen mussten die Hunde aufgrund schwerwiegender Symptome eingeschläfert werden.
Interessanterweise hat der Hersteller Zoetis auf die große Resonanz eines Blogartikels über Librela® reagiert und klargestellt, dass sie verpflichtet sind, alle Verdachtsfälle von Nebenwirkungen zu melden. Dies zeigt, wie wichtig es ist, Verdachtsfälle nicht nur dem Tierarzt mitzuteilen, sondern auch selbst zu melden, um zur Sicherheit der Medikamente beizutragen.
Ein weiteres Problem ist die unzureichende Information über die Anwendung des Medikaments bei Tieren mit neurologischen Erkrankungen. NGF spielt eine bedeutende Rolle bei der Regeneration und Stabilisierung von Neuronen, die durch Verletzungen oder neurologische Krankheiten geschädigt wurden. Das Blockieren von NGF durch Librela® könnte daher die Genesung von Hunden mit neurologischen Problemen erheblich beeinträchtigen.
Librela® – Ja oder Nein?
Ob Librela® das Richtige für Ihr Haustier ist, muss individuell entschieden werden. Wenn alle anderen Optionen ausgeschöpft sind und Ihr Tier unter erheblichen Schmerzen leidet, könnte diese Therapie eine Option sein, um die Lebensqualität zu verbessern. Wichtig ist jedoch, die Entscheidung sorgfältig abzuwägen, die Risiken zu verstehen und sich über Alternativen zu informieren. Studien zeigen, dass schlanke Tiere besser auf die Behandlung ansprechen als übergewichtige Hunde. Daher sollte übermäßiges Gewicht in jedem Fall vermieden werden.
Stellen Sie sicher, dass die Schmerzen Ihres Tieres tatsächlich von Arthrose verursacht werden. Librela® wirkt nur bei arthrosebedingten Schmerzen und ist nicht für andere Schmerzursachen, wie Bandscheibenvorfälle oder das Cauda-equina-Syndrom, geeignet.
Natürliche Alternativen – Welche anderen Optionen gibt es?
Bevor Sie Librela® oder Solensia® in Betracht ziehen, sollten Sie sich mit allen verfügbaren Alternativen auseinandersetzen. Es gibt eine Vielzahl an ganzheitlichen und natürlichen Therapien, die helfen können, die Schmerzen Ihres Tieres zu lindern:
Biophotonenpflaster der Firma Lifewave: Diese Pflaster sind eine nicht-invasive Alternative zur Schmerzlinderung und speziell zur Unterstützung bei Arthrose entwickelt worden. Sie regen die natürlichen Heilprozesse des Körpers an, indem sie Biophotonen nutzen, um die Zellkommunikation zu verbessern und die Selbstheilungskräfte zu aktivieren.
Physiotherapie und Osteopathie: Diese Behandlungsformen können helfen, die Muskulatur zu stärken und die Gelenke zu entlasten.
Lasertherapie und Akupunktur: Beide Methoden werden zunehmend auch bei Tieren angewandt und können bei der Schmerzlinderung unterstützen.
Blutegeltherapie und Magnetfeldtherapie: Diese Methoden haben sich bei der Behandlung von Arthrose als wirkungsvoll erwiesen.
Ernährungsoptimierung: Nahrungsergänzungsmittel wie Grünlippmuschelextrakt, MSM, Omega-3-Fettsäuren, Kurkuma und Weihrauch können entzündungshemmend wirken und die Schmerzen reduzieren.
CBD und PEA (Palmitoylethanolamid): Beide Substanzen können eine synergistische Wirkung mit konventionellen Schmerzmitteln entfalten und die Schmerzen auf natürliche Weise lindern.
Ein kombinierter, ganzheitlicher Ansatz ist oft die beste Wahl. Unterschiedliche Therapieformen zusammenzuführen, kann die besten Resultate erzielen. Wichtig ist es, die Behandlung individuell auf die Bedürfnisse des Tieres abzustimmen und dabei auch das Gewicht im Blick zu behalten. Ein gesundes Gewicht ist bei Arthrose das A und O, um die Gelenke zu entlasten.
Fazit – Gut überlegen statt unbedacht handeln
Librela® und Solensia® bieten zweifellos eine Chance für viele Haustiere, die unter Arthrose leiden. Doch diese Therapie birgt auch erhebliche Risiken – insbesondere wegen der möglichen Langzeiteffekte und der unzureichend erforschten Nebenwirkungen. Die Entscheidung für oder gegen die Anwendung dieser Medikamente sollte daher niemals leichtfertig getroffen werden. Konsultieren Sie einen erfahrenen Therapeuten oder Tierarzt, informieren Sie sich umfassend und denken Sie daran: Schmerzlinderung ist nicht gleich Heilung.
Ein sorgfältiger, ganzheitlicher Ansatz, der naturheilkundliche und alternative Methoden integriert, kann oft eine ebenso gute Wirkung erzielen – ganz ohne die Risiken, die eine dauerhafte Blockade des Nervenwachstumsfaktors NGF mit sich bringt. Beobachten Sie Ihr Tier genau, dokumentieren Sie jede Veränderung und melden Sie Nebenwirkungen, falls sie auftreten. So tragen Sie dazu bei, die Sicherheit der Behandlung für alle Tiere zu erhöhen.
Quellenangaben
Kritische Betrachtung von Librela: Eine kritische Betrachtung der Risiken und möglichen negativen Auswirkungen von Librela finden Sie im Artikel "Librela (Beransa) - Wundermittel oder bevorstehendes Desaster?" (tierphysio-hattingen.de).
Kanadische Packungsbeilage von Zoetis (Juli 2024): Diese Packungsbeilage dient als Quelle für die genannten Nebenwirkungen von Librela®.
petadvocare.com: Eine Plattform, die umfassende Informationen über Librela® und Solensia®, deren Wirkungsweise und berichtete Nebenwirkungen bietet. Diese Quelle hilft, eine fundierte Entscheidung zu treffen.
YouTube-Videos von Dr. Michael Farrell: Dr. Farrell liefert eine kritische Auseinandersetzung mit Librela® und Solensia®, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basiert. Seine Videos sind besonders hilfreich, um eine objektive Sichtweise zu den Risiken und Vorteilen der Therapie zu gewinnen.
Produktinformation der EMA: Die Produktinformation der Europäischen Arzneimittel-Agentur bietet detaillierte Informationen zur Herstellung und Wirkweise von Librela (EMA Produktinformation).
Hinweis:
Dieser Artikel dient der allgemeinen Information über gesundheitliche Themen. Bei individuellen Anliegen konsultieren Sie bitte Ihren Tierheilpraktiker oder Tierarzt. Die bereitgestellten Informationen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und sind nicht als Grundlage für Selbstdiagnosen geeignet.
Tierheilpraxis & Ernährungsberatung
Nicole Hempel